Im Grunau Baby 150 km Zielflug Hoya – Aukrug

07. Februar 2022-Von -Kategorien: Beitrag_Oldies-

D-3579 in Hoya

D - 3579 in Hoya fertig zum Start - Dag Pauschardt am Knüppel. Ohne Haube fliegen ist ein großartiges Gefühl

„Old Dühli“ im Aufwind  –  Internationales „Baby“-Treffen in Hoya

Mancher Segelflieger träumt von einer „Superorchidee“, 25 m Spannweite, Gleitzahl über 5O, einem 1OOO km-Flug… Andere lieben und pflegen ihre Oldtimer, die „Orchideen“ des ersten Segelfluges.

Und die ihre Oldtimer lieben und pflegen sind nicht nur die Veteranen der ersten Zeit, es sind auch die jungen Segelflieger, die im offenen Cockpit den Fahrtwind um ihr Gesicht spüren wollen, dass die Augen tränen. Und das Fahrtgeräusch zeigt die Geschwindigkeit ihres Flugzeuges an.

Von Stephan Fust

D – 3579 in Hoya fertig zum Start – Dag Pauschardt am Knüppel. Ohne Haube fliegen ist ein großartiges Gefühl.

Zum vierten Mal nahm eine Mannschaft des Segelflug Aukrug am Pfingsttreffen der Baby-Freunde in Hoya teil. Die Aukruger Crew bestand aus Flugschülerinnen Pamela Schildt und Ann Karpus und den Scheininhabern Michael Großnick, Dag Pauschardt, Stefan Müller und Holger Müller, überwiegend Jugendliche.

Was in Hoya als Idee zum ersten Mal realisiert wurde, geht mit immer noch regem Zuspruch weiter. Für die Beteiligten bedeutet es immer wieder ein Treffen und Klönen mit Bekannten, viele sind ständig dabei und der Kreis erweitert sich stets. Tipps, Wettfliegen, Geschichten und lange Nächte mit vielerlei Gesang geben dem Treffen eine tolle Atmosphäre. Häufige Bemerkung: Eigentlich brauchte man das Flugzeug doch gar nicht mitzuschleppen, oder?

Das schlechte Wetter vor Pfingsten verminderte die Internationalst diesmal auf ein niederländisches Paar mit „Baby“. Unter den insgesamt 16 mitgebrachten Oldtimern fanden sich außer Baby II und III auch Cumulus, Kranich III, Lo 100 und Mü 13d. So manches Fluggerät wurde erst vor kurzem aus seinem Dornröschenschlaf gerissen. Die meisten präsentierten sich in tadellosem Zustand. Glänzende Augen überall und Fachsimpeln zwischen den langen Reihen der Hänger fand eigentlich die ganze Zeit über statt.

Nach einer langen Begrüßungsnacht – wer kommt noch alles? – und vielen Überraschungen, u.a. bekam Holger kurz vor 24 Uhr seine Geburtstagstorte mit Ständchen, brachte der Sonnabend vorerst noch starken Wind und einzelne Regenschauer. Geflogen wurde trotzdem von einigen Unentwegten, zu denen natürlich auch die Aukruger als sturmerprobte Nordlichter gehörten.

Merke: Man konzentriert sich gut, soll man gleich hinter der Weser aufsetzen.

Der Sonntag hingegen war erheblich freundlicher mit guter Thermik und schwachem Wind: ideales „Baby“-Wetter. Beim morgendlichen Briefing um 10 Uhr wurde ein Zielrückkehrflug ausgeschrieben, Hoya-Verden, ca. 36 km. Diese Aufgabe konnte von vielen Piloten gemeistert werden.

Das gute Wetter kam auch den Hoyanern entgegen, die für heute einen „Tag der offenen Tür“ angesetzt hatten. Man lese und staune: Auf dem kleinen Platz, kaum größer als das Flugfeld Aukrug, fanden bis zum Abend über 400 Flugbewegungen statt. Parallel Doppeltrommelwinde und Flugzeugschlepp, Kunstflug, Rundflüge und Thermikflüge sowie Flieger mit allen Geschwindigkeiten und und… Ein großes Lob für die beiden Flugleiter in ihrem kleinen VW-Bus-Tower und die Disziplin überall.

Für Flieger und Besucher wurde viel geboten, Jung und Alt tummelte sich zwischen Doppeldeckern, langen Reihen der Hänger und Flugzeuge, zwischen den Welten von Holz und Kunststoff, Motor und Thermikgeist. Auch heute gab es Außenlandungen, doch „den begeisterten Babyflieger erkennt man am Fliegen zwischen den Zähnen“ und auch viele ältere Leute kamen angesichts der ihnen noch vertrauten Fluggeräte wieder ins Schwärmen: „Darf ich mich mal reinsetzen? Wissen Sie, damals…“ Der fliegerische Geist war allgegenwärtig und auftauchende Probleme wurden schnell gemeistert.

Leider ging der schöne Tag viel zu schnell zu Ende. Ein letzter Kunstflug mit Rauchpatronen an den Flächenenden beschloss den Tag und fliegerischer Besuch zog tragflächenwackelnd von dannen. Die geplante Landung eines Heißluftballons verlegte sich wegen des gedrehten Windes leider auf ein nahegelegenes Feld. Hut ab vor dieser Idee.

Der Abschlussabend fand in der gut gefüllten Flugzeughalle statt, folgend die Siegerehrung mit zahlreichen Preisen und Randbemerkungen. Die Aukruger Mannschaft belegte den 3. Platz, für uns junge Flieger ein schöner Erfolg. Da Montag Abreisetag sein sollte, zog sich für manchen der Abend bis 3.30 Uhr hin, man sieht sich ja nur einmal im Jahr und noch sooo viele Lieder, die noch nicht gesungen wurden, jedenfalls nicht laut genug…

Montag Abreisetag? Ein Blick aus der Zeltluke ließ noch besseres Wetter als am Vortage erwarten. Eine Idee wurde geboren: Warum nicht versuchen, das Baby die 150 km nach Aukrug zurückzufliegen? Der leichte Südostwind und gute Thermik laut Vorhersage passte für die Strecke genau. Also Aufrüsten, Papierkrieg für die DMSt – Eva wird sich freuen -, Start mit der ersten Wolkenbildung und ab dafür. Den zweifelnden Blicken der anderen strahlte unser Optimismus entgegen. Allerdings fuhren auch wir ein bisschen unsicher zurück nach Aukrug. Immerhin 150 km mit der alten Kiste? Dann aber großer Jubel. Kurz nach unserer Ankunft landete Dag verfroren, aber glücklich nach etwa 4 Stunden auf dem Flugplatz in Aukrug!

Ein Anruf in Hoya bestätigte, dass unser Baby als einziges nach Hause geflogen wurde. Für viele andere wäre es aber auch zu weit gewesen.

Diesen krönenden Abschluss des diesjährigen Babytreffens verdanken wir nicht zuletzt Rudi Dühlmeier, der, im letzten Jahr leider verstorben, das Baby vor einigen Jahren dem Verein schenkte.

Wir freuen uns schon auf das nächste Treffen in Witzenhausen bei Kassel und auf das übernächste, hoffentlich in Aukrug; wie immer über Pfingsten.

Übungsflugzeug „Grüne Post"
Rudi Dühlmeier ein Fliegerleben

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